Hier findet ihr die tollen Turmgeschichten zur Blauen Moschee an der Alster
Die Halloweennacht
Omids Fund
Die Minarette der blauen Moschee
Die Halloweennacht
Es war Halloween als Max und Clara von Tür zu Tür gingen. Da kamen sie auch zur blauen Moschee an der Alster. Dort sahen sie einen Mann stehen.
Clara fragte: ,,Ist das Mohammad Hosseini?“
Max meinte: ,,Ja! Lass uns zu ihm gehen und ihn fragen, ob die Moschee offen ist?“
Max und Clara gingen zu Mohammad Hosseini und fragten ihn, ob sie offen sei. Mohammad Hosseini meinte: ,,Ja, aber es spukt in der Moschee!“
Clara entgegnete: ,,Das ist doch Quatsch!“
Max und Clara gingen mit Mohammad Hosseini in die blaue Moschee hinein. Die Lichter flackerten und flackerten. Eine Fledermaus flog über Claras Kopf.
Mohammad Hosseini wiederholte: „Ich sagte es doch. Es spukt hier!“
Sie rannten verängstigt zu einem Minarett. Da wackelte und wackelte der Turm, aber er blieb heil.
Da hörten sie eine gruselige Stimme: „Die Tür geht gleich zu und dann bleibt ihr für immer hier!“
Alle rannten nach unten, aber es war zu spät. Die Tür war zu! Plötzlich kamen alle Angestellten der Moschee hinter einer Gardine hervor und riefen:
„Happy Halloween, Mohammad Hosseini! Reingelegt!“
Clara und Max riefen: „Das war die beste Halloweennacht!“
von Sofia Tschernin
Omids Fund
Heute war mal wieder ein schöner sonniger Morgen am kaspischen Meer in Nordiran. Dort gab es die wunderschöne Moschee Imam Ali. In der Moschee wohnte der kleine Junge Omid mit seinem Vater. Der Vater war dort der Hausmeister.
Eines Tages traute sich der kleine Omid unter das Minarett, denn das war der einzige Ort der Moschee wo er noch nie gewesen war. Selbst für den kleinen abenteuerlustigen Omid war es sehr aufregend. Sein Herz pochte ihm bis zum Hals als er die große geheimnisvolle Tür zum Minarett aufschloss. Jahre und Monate hatte er gerätselt, was sich wohl hinter dieser Tür verbarg.
Als die Tür endlich auffiel, kam Atemberaubendes zum Vorschein: Eine verstaubte goldene Lampe (jedenfalls sah sie so aus). Als er die Lampe vorsichtig hochhob und leicht drauf pustete, kam ein kleines Etikett zum Vorschein. Drauf stand „Ghul (Dast Nazan!)“, was auf Deutsch Finger weg heißt. ,, Was hat das denn zu bedeuten?“, dachte sich Omid. Er dachte sehr lange nach bis ihm eine Idee kam.
Er schaute sich noch einmal genauer um. Da sah er einen Stapel alter Bücher. Omid guckte sich das erste an. Es war in verschnörkelter Schrift und nicht so gut lesbar. Trotzdem gab der kleine Junge nicht auf und guckte sich alle Bücher an bis er glaubte das Wort „Ghul“ gesehen zu haben.
Als er sich bemühte es durchzulesen, verstand er sogar ein paar andere Wörter. Erst als er das Wort „BAD“, was Böse heißt, las, merkte er, dass er so tief in den Gedanken versunken war, dass er gar nicht bemerkt hatte, dass die ganze Zeit von Ghul die Rede war. (Ein Ghul war die böse Art eines Dschinn, so ähnlich wie ein Monster. Manche Eltern machten den Kindern mit dem Ghul Angst. Wenn die Kinder nicht artig waren, sagten sie zum Beispiel: ,,Benimm dich, sonst kommt der Ghul!“. Doch der kleine Omid hatte keine Angst vor dem Ghul.
Er rätselte immer noch, wie er rausfinden sollte, was es mit dem Etikett auf dem Ghul stand auf sich hatte. Er grübelte lange. Doch ihm fiel nichts ein. Er blätterte die geheimnisvollen Bücher nochmal durch. Dieses Mal sah er das Wort „reiben“. Da er nicht wusste, was man reiben sollte, rieb er einfach die Bücher. Doch es passierte nichts. Er dachte nach. Dann rieb er an dem Gefäß. Da passierte erst einmal auch nichts. Omid war kurz vorm Aufgeben, als er eine Stimme hörte: ,,Hol mich bitte hier raus.“
Er sah sich um. Da war aber niemand zu sehen. Er hörte wieder die Stimme: ,,Bitte reib noch ein bisschen an diesem Gefäß. Wenn du das tust, werde ich dir sehr dankbar sein und erfülle dir einen Wunsch.“
Der kleine Junge war verunsichert. Doch er tat, was die Stimme sagte. Er rieb an der Lampe. Da passierte etwas Unglaubliches: Aus der Lampe kam eine riesige Gestalt. Omid war sprachlos und verängstigt. Als er sich beruhigt hatte, fragte er: „Wer bist du?“ „Ich bin ein Ghul und werde Ghule ABI genannt“ (Blaues Monster). Der Junge sagte: „Ich heiße Omid“.
Der Ghul fragte: „Ist es gerade dunkel oder hell?“ Omid schaute aus dem Fenster raus und bemerkte, dass es schon dunkel war. Er guckte auf seine Uhr und sah, dass es 23 Uhr war. Der Ghul wurde langsam ungeduldig und fragte nach: „Dunkel oder Hell?“ Omid antwortete: „Dunkel und es ist sehr spät.“ Der Ghul sagte: „Ich kann dir nur im Dunkeln meine Geschichte erzählen. Willst du sie hören?“ Omid nickte und der Ghul fing an zu erzählen: „Als ich ein kleiner Dschinn war, wollte ich immer in die Moschee gehen und beten. Doch alle lachten mich immer aus und sagten zu mir „Träume ruhig weiter, kleiner“. Aber ich gab nie auf, denn ich wollte unbedingt in der Moschee beten. Einmal schaffte ich es sogar bis vor die Tür, traute mich aber nicht, rein zu gehen.
Eines Tages wachte ich auf und spürte, dass ich heute unbedingt in die Moschee musste. Egal was auch passieren würde! Dann machte ich mich auf den Weg. Je näher ich ans Ziel kam, desto doller klopfte mein Herz. Endlich könnte mein Traum in Erfüllung gehen: Ich gelangte in die Moschee. Jetzt musste nur noch der Imam kommen, damit wir beten konnten. Plötzlich hatte ich das Gefühl immer kleiner zu werden. Ich wusste nicht, was mit mir los war. Kurze Zeit später merkte ich, dass alles um mich herum dunkel wurde.
Deine Vorfahren waren die einzigen Menschen, die uns Dschinns sehen konnten. Deswegen vermute ich, dass sie mich eingesperrt haben, weil sie dachten, dass ich ein böser Ghul bin. Als ich deine Stimme gehört habe, habe ich es als Chance gesehen aus diesem klitzekleinen Gefäß rauszukommen. Danke, dass du mich hier herausgeholt hast. Du hast einen Wunsch frei. “
Der kleine Omid sagte: „Jetzt weiß ich warum ich dich sehen kann. Meine Familie kann dich sehen. Ich finde dich überhaupt nicht böse.“
Da sagte der Ghul: „Gehe jetzt lieber schlafen, wir können uns morgen weiter unterhalten.“
Der kleine Omid verabschiedete sich und ging in sein Zimmer und dachte, dass das ein spannender Tag gewesen war. Da fielen ihm auch schon die Augen zu.
Welchen Wunsch wird der Ghul Omid wohl erfüllen?
Fortsetzung in Arbeit
von Claire Shafiei Kaldeh
Die Minarette der blauen Moschee
„Ich möchte bitte, dass Ihr Euch zu zweit in einer Reihe aufstellt und Ruhe gebt. Wir müssen bald aufbrechen“, ruft Frau Schmidt, die Klassenlehrerin, ihren Schülern zu. Heute wollen sie einen Ausflug in die Blaue Moschee machen. Alle sind aufgeregt und reden wild durcheinander. Frau Schmidt zählt derweil noch einmal die Kinder durch. „Es fehlt jemand, – wo ist Laura?“
„Sie ist noch nicht da, aber sie kommt bestimmt gleich!“, sagt Lauras Freundin Sara.
„Da ist sie doch!“, ruft Liam, als er sie in der Ferne entdeckt.
Als alle vollzählig sind, geht die Gruppe los.
„Mensch, was ist mit dir? Du bist doch sonst immer so pünktlich. Wir wären fast ohne dich losgegangen…“, fragt Fatemeh ihre Freundin.
„Ach wärt Ihr doch losgegangen, dann müsste ich nicht mitkommen“, murmelt Laura.
Sara und Fatemeh wundern sich.
„Freust du dich nicht auf den Ausflug und die Blaue Moschee?“, fragt Sara.
„Ne, irgendwie nicht“, seufzt Laura. „An einen Gott glaube ich sowieso nicht mehr“.
Sara wundert sich und fragt: „Wieso denn nicht?“
„Na, weil das bestimmt alles Erfindungen der Erwachsenen sind. Genauso wie mit dem Weihnachtsmann und dem Osterhasen“.
„Was hat denn das damit zu tun?“, fragt Sara.
„Na wenn es die nicht gibt, dann gibt es auch keinen Gott“, behauptet Laura.
Sara meint: „Also bei uns gibt es Weihnachtsmann und Osterhasen nicht, aber trotzdem glaube ich an Gott“.
„Ich auch“, sagt Fatemeh. „Oder glaubst du dass der Osterhase die Welt erschaffen hat?“
„Und der Weihnachtsmann auch nicht“, ergänzt Sara.
„Und wo ist Gott, wenn man ihn braucht? Warum hilft er uns nicht? Mama ist nun schon so lange krank. Die Chemo hat sie gut überstanden. Nach der Bestrahlung fielen ihr die Haare aus und ihr war dann immer schlecht. Jetzt hat sie es fast schon geschafft. Aber gestern hat sie gesagt, wenn bei der nächsten Untersuchung der Krebs nicht weg ist, dann will sie nicht mehr – sie kann nicht mehr“.
Bedrückendes Schweigen kehrt unter den Freundinnen ein. Auch die ganze Busfahrt über wechseln sie kein Wort, während die anderen Klassenkameraden laut und vergnügt ihre Fahrt genießen.
Als sie aus dem Bus aussteigen fragt Fatemeh: „Warum betest du nicht einfach? Wir gehen doch gerade in die Moschee – und das ist ein guter Ort zum Beten“.
„Ich weiß nicht….“, sagt Laura skeptisch.
An der Moschee werden sie von einem jungen Mann empfangen. Er heißt Herr Elsner und führt die Kinder durch die Moschee. Er erklärt ihnen alles. Auch auf die Fragen der Kinder geht er geduldig ein. Elias beispielsweise interessiert sich für die beiden Türme, die links und rechts von der Moschee zum Himmel ragen. „Das sind die Minarette der Moschee“ erklärt er. „Wenn es Zeit ist zu beten, steigt jemand auf
das Minarett und ruft von dort oben zum Gebet.“
Danach schauen sie sich gemeinsam den Gebetsraum unter der Kuppel an. Es ist ein hoher, heller Raum mit einem runden, wunderschön blauen Teppich und einem riesigen Kronleuchter. Herr Elsner erzählt und erzählt. Laura ist aber tief in Gedanken versunken. „Und von den Treppen dort in der Ecke kann man auf die Minarette der Moschee gelangen, die 18 m hoch sind“, hört sie noch mit einem Ohr und hat
plötzlich eine Idee.
Als Herr Elsner mit den Kindern in die Bibliothek geht, bleibt Laura zurück und schleicht sich unbemerkt zu den Turmtreppen. „Da oben auf dem Minarett wäre ich Gott viel näher.“, überlegt Laura. „Vielleicht hört er mich dann?“
Mutig steigt sie durch das enge, dunkle Treppenhaus hinauf in den Turm und betet dort aus tiefstem Herzen für ihre Mutter. Tränen kullern ihr dabei über die Wangen.
Plötzlich hört sie Schritte hinter sich. Sara und Fatemeh kommen die Wendeltreppe herauf!
„Wir haben dich vermisst und wollten dich nicht allein lassen!“, sagt Sara. „Ich hab
gesehen, wie du hinter der Tür zum Turm verschwunden bist.“
Laura ist irgendwie erleichtert, dass ihre Freundinnen jetzt da sind. Sie erklärt ihnen, warum sie auf den Turm gestiegen ist.
„Für deine Mama beten? Das ist eine gute Idee „, sagt Fatemeh. „Lass uns das gemeinsam machen!“
Und dann beten alle drei gemeinsam für Lauras Mutter. Laura ist erleichtert. Sie umarmt ihre Freundinnen. Dann steigen sie wieder in die Moschee hinunter.
Die anderen aus der Klasse sind inzwischen alle weg! Herr Elsner kommt den drei Mädchen entgegen und ruft aufgeregt: „Wo habt ihr so lange gesteckt? Wir haben euch überall gesucht! Lauras Mama kommt gleich, um euch abzuholen. Wie gut, dass ihr wieder da seid.“
Er ist sehr erleichtert, dass den Mädchen nichts passiert ist. Und da kommt auch schon Lauras Mama. Sie sieht so fröhlich aus, wie lange nicht mehr. Lachend geht sie auf Laura zu und nimmt ihre Tochter fest in den Arm.
„Oh Laura, mein Schatz, weißt du was? Gerade habe ich die Untersuchungsergebnisse vom Krankenhaus bekommen. Meine Werte zeigen, dass die Medikamente angeschlagen haben. Der Arzt meint, der Krebs sei fast schon besiegt. Er denkt, dass ich bald ganz gesund bin.“ Sie umarmt Laura und drückt sie fest an sich.
Laura, Sara und Fatemeh sehen sich an. Alle drei denken dasselbe.
„Wir haben alle für dich gebetet, Mama“, gesteht Laura. „Oben auf dem Turm der Moschee. Das hat der liebe Gott bestimmt gehört…“
„Das hat er bestimmt“, sagt Herr Elsner und lächelt. Jetzt weiß er, warum Laura auf den Turm gestiegen ist. Und dann fügt er hinzu: „Aber um Gott näher zu kommen, muss man nicht auf Türme klettern. Wichtig ist, dass man zu seinen Mitmenschen gut und liebevoll ist und von Herzen zu ihm spricht.“
Nach einer Idee von Dr. Torabi
aufgeschrieben und in der Moschee vorgelesen von Noura (8 Jahre)