Hamburg – St. Jacobi

Hallo Kinder!
Mein Name ist Falco. Ich bin ein kleiner Wanderfalke und lebe hoch über den Dächern im Kirchturm der Hamburger Hauptkirche St. Jacobi.
Vielleicht habt ihr ja schon einmal das himmlische Turmcafé von St. Jacobi besucht, einen leckeren Kuchen gegessen und den tollen Blick über die ganze Stadt bewundert, aber mein Kinderzimmer liegt noch viel höher!Denn ich wohne mit meinen Geschwistern in 125 Meter über der Steinstraße in einer gemütlichen Holzkiste. Nette Menschen haben dieses kuschelige Nest für meine Eltern gebaut, weil sie sich so darüber freuen, dass ein Paar der seltenen Wanderfalken sich bei Ihnen eingenistet hat.
Vielleicht haben sich meine Eltern als Wanderfalken auch ausgerechnet den Kirchturm dieser Hauptkirche ausgesucht, weil St. Jacobi mit ihrem Schutzpatron, dem Heiligen Jacobus, seit jeher eine Pilgerkirche ist. Mehr als 1.000 Pilger im Jahr starten am Pilgerwegweiser ihre Pilgerroute hinaus in die Welt. Und die Leidenschaft zum Reisen verbindet!
Nun hat die schöne Kirche aus dem 14. Jahrhundert neben ihren wertvollen Kunstschätzen und der prachtvollen Arp-Schnitger-Orgel durch meine Eltern also noch eine weitere Sensation zu bieten.
Auch meine Geschwister und ich fühlen uns hier pudel-, oder besser falkenwohl: Tolle Aussicht, leckeres Futter und einen gemütlichen Platz zum Chillen.
Mama und Papa haben uns hier oben auch das Fliegen beigebracht: Vorder- und Schwanzflügel spreizen, mit den Vorderflügeln schlagen und los geht´s. Aber, puh, waren meine Eltern streng beim Üben. Ständig mussten wir Kleinen unsere Flugmuskeln trainieren. Manchmal bin ich sogar umgefallen und die anderen haben vor Lachen laut gepiepst! Und wehe, uns fielen vor Anstrengung die Äuglein zu! Dann hat Mama besonders laut geschrien, um uns wieder aufzuwecken. Sie hat es natürlich gut gemeint, damit keiner hilflos vom 125 m hohen Turm in die Tiefe stürzen sollte.
Jetzt sause ich jeden Tag mit meinen Geschwistern nach dem Frühstück pfeilschnell durch die Lüfte. Wir fliegen um Hamburgs Häuser herum, über die Alster und hinunter zur Elbe. Zum Mittagsläuten der Kirchenglocken sind wir meist wieder zurück in St. Jacobi.
Zuletzt haben wir einen Ausflug zum Rathaus gemacht – mal sehen, was unser Bürgermeister so macht. Und wir haben den Turm bestaunt. Den werdet ihr fleißigen Leseratten ja auch schon bald kennenlernen. Denn nachdem ihr und eure Mitschüler euch an meinem Zimmer vorbei bis zur Turmspitze gelesen habt, heißt es als nächstes: Wir lesen uns auf den Rathausturm.
Viel Spaß dabei!
Euer Falco

Die erste Bücherturmgeschichte

Die erste Bücherturmgeschichte ist zugleich eine Bücherwurmgeschichte. Die Klasse 1f der Fridtjof-Nansen-Schule hat sie sich ausgedacht. Wir finden das so Klasse, dass wir sie (nachträglich) unbedingt veröffentlichen wollen! (Damals gab es die Rubrik „Turmgeschichten“ noch nicht). Nicht nur der Schulgarten, sondern auch die Schule selbst scheint ein gutes Biotop für Bücherwürmer zu sein, denn die Schule hat sich gleich nach dem Start der Büchertürme in den Ferien 2012 zweimal auf den Turm der Luruper Friedenskirche gelesen.
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Hier ist der Brief der Lehrerin Maren Schamp-Wiebe der erklärt, wie die Geschichte entstanden ist:
Liebe Frau Scheffler, 
wir, die Klasse 1f der Fridtjof.-Nansen-Schule in Lurup,  haben es tatsächlich noch geschafft, eine Bücherturmgeschichte zu schreiben. Nach einem Monat Flaute, wo die Luft raus war und die Kinder nur wenige Leselisten abgaben, ist die Klasse wieder motiviert und voller Lese- und Schreiblust.
Der Fühling hat in uns neue Energien geweckt. Und unser Klassengarten erfreut die Kinder jeden Tag aufs Neue. Ich schreibe von unserem Blumenbeet, weil es Grundlage unserer Geschichte ist.
Im Herbst brachte jedes Kind eine Packung Blumenzwiebeln mit. Nachdem wir mühsam ein verwildertes Beet von Unkraut befreit hatten, verbuddelten wir alle Zwiebeln wild durcheinander. Und nun erfreuen wir uns schon seit Wochen an der Blütenpracht. Gerade sind wir dabei, den Kartoffelacker vorzubereiten….
Am Dienstag war bei uns in der Schule ein Leseprojekttag, wo Lehrerinnen, Erzieherinnen, Eltern, Omas und Lesehelfer von der Bürgerstiftung ihre Lieblingskinderbücher in gemütlicher Athmosphäre vorlasen. Für das Pressefoto bat ich ein paar Kinder einen symbolischen Bücherturm zu bauen. Sie taten dies mit Begeisterung und wählten als Kulisse – natürlich unseren Klassengarten! Die Bücherwürmer, die an diesem Tag an alle verteilt wurden, steckten die Kinder zwischen all die Bücher in den Turm. Sie müssen allerdings gute Augen haben, um diese auf dem Foto zu erkennen!  Und da wir einen Tag vorher noch Regenwürmer beim Umgraben gefunden hatten, entstand spontan eine Schreibidee: Die Regenwürmer werden zu Bücherwürmern, weil sie denken, dass der Bücherturm eine Pflanze ist.
Eine kleine Gruppe meldete sich zum Schreiben und setzte sich eine Stunde lang hin. Sie schrieben und schrieben und hatten tolle Ideen. Es ist aber noch schwer für sie, längere Texte zu schreiben, haben sie doch erst vor wenigen Monaten mit dem Schreiben begonnen. Ich habe aus den einzelnen Texten eine Collage erstellt, so dass es eine Gemeinschaftsgeschichte geworden ist. Rechtschreibfehler habe ich verbessert, nicht aber die Wortwahl.
Ich hoffe, Ihnen gefällt die kleine Geschichte vom Regenwurm, der nach dem Lesen groß und schlau geworden ist!  Herzliche Grüße,
Maren Schamp-Wiebe
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Das Autorenteam der 1f  im Schulgarten
Hier haust der Regenwurm, der auf magische Weise ein Bücherwurm wird.

Der Bücherwurm
Eines Tages geriet ein Regenwurm in das Blumenbeet der Klasse 1f.                      (Celina)
„Hey“, sagte der Wurm zu den anderen Regenwürmern: „Guck das mal an! Da ist eine Bücherpflanze!“                      (Anton)
Die Regenwürmer sahen dann einen riesigen Bücherturm und sie dachten: „Da können wir uns doch mal durchfressen!“                      (Emma)
Der Bücherturm war so groß wie Iwan. Sogar noch größer als Iwan!                      (Lewin)
Der Regenwurm kroch immer weiter. Und immer weiter bis zum ersten Buch. Und plötzlich wurde er ein Bücherwurm!                      (Celina)
Der kleine Wurm fraß sich durch die Bücher und erlebte genau das, was gerade in den Büchern vorkam.                      (Lewin)
Plötzlich wurde er zum Piraten. Und zum Elefanten. Da trompetete er durch die Bücher.                      (Emma)
Der Wurm hat eine Rittergeschichte gelesen und Dinogeschichten und die 100 goldenen Bücher.
Ganz viele Geschichten hat er gelesen.                      (Lewin)
Plötzlich haben die Regenwürmer gelesen! „Hey“, sagte der Chef: „Wir sind Bücherwürmer!“                      (Anton)
Der Bücherwurm wurde eine Prinzessin und er wurde mal Wickie und er war auch Rotkäppchen.                      (Maya)
Der Bücherwurm kämpfte mit Piraten. „Auuaa !“, schrie er. „ZZZZZZZ! Das war knapp – aber ich kann schwimmen!“ Er fraß weiter. Da war er plötzlich auf dem Mars und fiel in ein schwarzes Loch. „Auuaauu ! Cool ! Cool! Ich bin in ein Loch gefallen! Das Buch ist ein Planet.“                      (Anton)
Aber die Geschichten waren nicht immer schön. Die Bücherwürmer erlebten auch etwas ganz Schlimmes. Manchmal kam einer verwundet aus dem Buch heraus. Aber das heilte dann wieder.                      (Lewin)
Der Bücherwurm fraß immer weiter. Und dann wurde er größer und schlauer. Und dann war er der größte der Erde.                      (Ciwan)