„Büchertürme“ enden mit großer Kinomatinee
Juni 2018
Voller Erfolg: Ungeduldig warteten Kinder und Eltern im Kino-Foyer auf den Film „Timm Thaler oder das verkaufte Lachen“. © Stadt Aachen/Björn GürtlerWas für ein großartiger Schlusspunkt hinter eine tolle Aktion mit rekordverdächtigen Ergebnissen: Am vergangenen Samstag (16. Juni) ging das Projekt „Büchertürme“ mit einer großen Kinomatinee im Cineplex-Kino in Aachen zu Ende. Rund 1.600 Menschen – Kinder die bei den „Büchertürmen“ mitgemacht hatten mit ihren Eltern – strömten ins Kino, um umsonst „Timm Thaler oder das verkaufte Lachen“ zu sehen.Bei den „Büchertürmen“ ging es darum, dass Aachener Grundschulkinder in einem Jahr so viele Bücher lesen, dass die Dicke der Buchrücken addiert die Höhe des Oktogons des Aachener Doms ergibt. Doch da hatte Initiatorin Ute Ketteniß die Rechnung ohne die 21 Aachener Grundschulen und rund 3.000 teilnehmenden Kinder gemacht: „Schon nach drei Monaten war das Oktogon erlesen“, ist sie heute noch erstaunt. Auch Schirmherrin Susanne Schwier, Beigeordnete der Stadt Aachen für Bildung und Kultur, Schule, Jugend und Sport war begeistert: „Es hat mich schon überrascht, wie viele Schulen mitgemacht haben, denn es gibt ja einige Leseprogramme in den Grundschulen.“ Domprobst Manfred von Holtum, ebenfalls Schirmherr der ersten Stunde, ergänzte: „Bücher sind ja so ein wenig aus der Mode geraten.“ Er war besonders stolz, dass das gut 55 Meter hohe Oktogon den Auftakt machte.
Nach dem Oktogon kamen die Rathaustürme
Wie alle Beteiligten schnell merkten – das Oktogon war zu klein gedacht: „Ich habe dann Oberbürgermeister Marcel Philipp angerufen und gefragt, ob er Schirmherr sein möchte, wenn auch noch die Rathaustürme erlesen werden. Er spontan zugesagt“, so Ketteniß. Aber die reichten auch nicht aus: Flugs waren auch die jeweils rund 60 Meter von Granus- und Marienturm erlesen. Am Ende haben es die Grundschülerinnen und Grundschüler geschafft, binnen einem Jahr das Oktogon und beide Rathaustürme je zwei Mal zu erlesen – insgesamt 371 Meter – und noch eine Spitze oben rauf zu setzen: Bei 394,5 Metern wurde der Schlussstrich gezogen. Eine Zahl, die Bürgermeisterin Dr. Margarethe Schmeer, die in Vertretung von Marcel Philipp zur Abschlussveranstaltung gekommen war, Respekt abnötigte, sie aber auch in ihrer Meinung bestärkte: „Eine ganz tolle Leistung. Kinder werden meistens ja nicht alleine zu Lesern. Man muss ihnen Anreize bieten.“ Und der sei mit dem lokalen Bezug zu Aachen gegeben gewesen.
Cineplex-Betreiber Moritz Stürtz überzeugte Filmverleih
Eine lokalen Bezug hat auch Moritz Stürtz, Betreiber des Cineplex Kinos in Aachen. Er hatte spontan zugesagt, als Ute Ketteniß zu ihm kam und das Abschlussevent der „Büchertürme“ im Kino feiern wollte: „Wir wollten den Menschen, besonders den Kindern, ein tolles Gemeinschaftserlebnis bieten. Kino ist auch ein Kulturgut, das wird ja gerne mal vergessen.“ Nach intensiven Verhandlungen mit der deutschen Constantin-Film als Verleiher, konnte Stürtz dann den „Thimm Thaler“-Film an Land ziehen, der dann am Samstag in sieben Kinosälen mit insgesamt 1.900 Plätzen gezeigt wurde. „Das war gar nicht so einfach, aber am Ende konnte ich den Verleih überzeugen, uns den Film zu guten Konditionen zu geben.“ Und damit Stürtz kein Verlustgeschäft macht, hatte die Initiatorin noch eine dicke Spende der regio IT eingeworben.
Das bunte Programm rund um den Film wurde durch die Trommelgruppe der GGS Laurensberg, Klinik-Clownin Anna Scholten als „Vilma“ abgerundet. Draußen verteilte die Mayersche Buchhandlung an jede Schule ein kostenloses Bücherpaket. Und bevor der Sturm auf die Kinos begann, sagen Kinder der KGS Höfchensweg mit Schulleiterin Theresia Ackva gemeinsam ein Lied mit allen Kindern und Eltern.
„Büchertürme“ soll weiter gehen
Für Ute Ketteniß ist aber noch immer nicht Schluss. Im Foyer des Cineplex enthüllte sie zwei Büchertürme, Holzskulpturen des Schweizer Künstlers Daniel Eggli, der von der Aktion so begeistert war, dass er sie Ketteniß angefertigt hat. Sie werden sicher zukünftig auch zu sehen sein, wenn die Initiatorin Werbung für weitere Aktionen macht: In Aachen möchte sie die Grundschulen nun auffordern, sich eigene „Türme“ in ihrem Viertel zu suchen – Kirchtürme, Schornsteine, hohe Gebäude oder Minarette – um diese zu erlesen. „Der Bezug zum eigenen Vierteln ist ja noch enger.“ In Nordrhein-Westfalen will sie in allen Regierungsbezirken die „Büchertürme“ vorstellen und etablieren. Aber daran arbeitet sie noch.