Hamburg – St. Jacobi

Hallo Kinder!
Mein Name ist Falco. Ich bin ein kleiner Wanderfalke und lebe hoch über den Dächern im Kirchturm der Hamburger Hauptkirche St. Jacobi.
Vielleicht habt ihr ja schon einmal das himmlische Turmcafé von St. Jacobi besucht, einen leckeren Kuchen gegessen und den tollen Blick über die ganze Stadt bewundert, aber mein Kinderzimmer liegt noch viel höher!Denn ich wohne mit meinen Geschwistern in 125 Meter über der Steinstraße in einer gemütlichen Holzkiste. Nette Menschen haben dieses kuschelige Nest für meine Eltern gebaut, weil sie sich so darüber freuen, dass ein Paar der seltenen Wanderfalken sich bei Ihnen eingenistet hat.
Vielleicht haben sich meine Eltern als Wanderfalken auch ausgerechnet den Kirchturm dieser Hauptkirche ausgesucht, weil St. Jacobi mit ihrem Schutzpatron, dem Heiligen Jacobus, seit jeher eine Pilgerkirche ist. Mehr als 1.000 Pilger im Jahr starten am Pilgerwegweiser ihre Pilgerroute hinaus in die Welt. Und die Leidenschaft zum Reisen verbindet!
Nun hat die schöne Kirche aus dem 14. Jahrhundert neben ihren wertvollen Kunstschätzen und der prachtvollen Arp-Schnitger-Orgel durch meine Eltern also noch eine weitere Sensation zu bieten.
Auch meine Geschwister und ich fühlen uns hier pudel-, oder besser falkenwohl: Tolle Aussicht, leckeres Futter und einen gemütlichen Platz zum Chillen.
Mama und Papa haben uns hier oben auch das Fliegen beigebracht: Vorder- und Schwanzflügel spreizen, mit den Vorderflügeln schlagen und los geht´s. Aber, puh, waren meine Eltern streng beim Üben. Ständig mussten wir Kleinen unsere Flugmuskeln trainieren. Manchmal bin ich sogar umgefallen und die anderen haben vor Lachen laut gepiepst! Und wehe, uns fielen vor Anstrengung die Äuglein zu! Dann hat Mama besonders laut geschrien, um uns wieder aufzuwecken. Sie hat es natürlich gut gemeint, damit keiner hilflos vom 125 m hohen Turm in die Tiefe stürzen sollte.
Jetzt sause ich jeden Tag mit meinen Geschwistern nach dem Frühstück pfeilschnell durch die Lüfte. Wir fliegen um Hamburgs Häuser herum, über die Alster und hinunter zur Elbe. Zum Mittagsläuten der Kirchenglocken sind wir meist wieder zurück in St. Jacobi.
Zuletzt haben wir einen Ausflug zum Rathaus gemacht – mal sehen, was unser Bürgermeister so macht. Und wir haben den Turm bestaunt. Den werdet ihr fleißigen Leseratten ja auch schon bald kennenlernen. Denn nachdem ihr und eure Mitschüler euch an meinem Zimmer vorbei bis zur Turmspitze gelesen habt, heißt es als nächstes: Wir lesen uns auf den Rathausturm.
Viel Spaß dabei!
Euer Falco

Hamburg- St. Katharinen

Das Mäusegespenst vom Grasbrook erzählt seine Turmgeschichte 
Ob ihr es glaubt oder nicht, am 11.11.16 um 11 Uhr 16 werde ich genau 616 Jahre alt. Für ein Gespenst ist das ein ziemlich normales Alter. Aber der Rest der Geschichte ist gar nicht normal, denn wie aus einer Piratenschiffsmaus ein Mäusegespenst geworden ist, das muss ich euch unbedingt erzählen.
Ich hatte ein ziemlich aufregendes Leben hinter mir, denn ich lebte lange Jahre mit Klaus Störtebeker und seinen Piraten auf Segelschiffen, die auf der Jagd nach fetter Beute die Elbe rauf und runter fuhren. Auch auf der Ostsee und der Nordsee wurden die Handelsschiffe der reichen Pfeffersäcke von ihnen umzingelt und ausgeplündert.
Klar, dass sich das die Hamburger Kaufleute nicht lange gefallen ließen, und als sie schließlich im Jahr 1401 Störtebekers Schiff vor Helgoland kaperten, machten sie kurzen Prozess. Störtebeker und seine Bande wurden zum Tode verurteilt.
Auf dem Grasbrook, wo ich heute noch immer nachts herumgeistere, war die Hinrichtungsstätte der Hansestadt.
Dort sollten die Piraten geköpft und ihre Schädel auf Pfählen am Grasbrook aufgestellt werden. „Zur Warnung für andere Seeräuber!“, verkündete der Bürgermeister lautstark.
Und der Scharfrichter Rosenfeld stand schon mit frisch geschliffenem Schwert bereit.
Da hatte ich einen kühnen Plan! Während der Bürgermeister seine flammende Rede über die Gräueltaten der Seeräuber fortsetzte, nagte ich Störtebekers Handfesseln durch. So, jetzt noch die Fußfesseln, dachte ich, dann könnte unser Klaus durch einen kühnen Sprung in die Elbe entkommen.
Fast wäre meine List geglückt. Doch in letzter Sekunde entdeckte mich der Scharfrichter und hieb mir als allererstem den Kopf ab! Das hatte ich von meiner Hilfsbereitschaft. Aber ganz umsonst war es doch nicht.
Weil ich ja eigentlich eine gute Tat geplant hatte, war ich nicht mausetot, sondern ich durfte als Mäusegespenst weiterleben. Seither spuke ich nachts auf dem Grasbrook.
An nebeligen Tagen wage ich mich bis zum Störtebeker-Denkmal vor, das am „Störtebeker Ufer“ steht. Dann träume ich zu seinen Füßen von den herrlichen vergangenen Abenteuer-Zeiten…
Vor ein paar Wochen hab ich dort Kati, die Kirchenmaus von St Katharinen, kennengelernt. Eine sehr lebhafte und freundliche Person. Sie ist sehr stolz auf ihre Kirche und auf Katharina die mutige, kluge, schöne Schutzpatronin, die als Bronzefigur oben auf dem Kirchendach zu bewundern ist.
Kati ist erleichtert, dass der Krach und die Renovierungsarbeiten in der Kirche endlich vorbei sind und der jahrhunderte alte Bau wieder in altem Glanz erstrahlt. Besonders schön ist der Turm. Er ist nämlich mit einer goldenen Krone zu Ehren der Heiligen Katharina geschmückt. Angeblich ist die Krone aus dem Beutegold geschmiedet, dass die Hamburger damals dem Störtebeker abgenommen haben. Es soll im Hauptmast seines Schiffes versteckt gewesen sein.
Ob das mit der echt goldenen Turmkrone stimmt? Ich bin nachts mehrfach um den Turm herumgeflogen. Auch bei Vollmond. Aber sicher bin ich nicht. Ich könnte mir vorstellen, dass die Hamburger damals geschummelt haben und dass das Gold auf dem Turmdach nicht echt ist. Wie dem auch sei, jedenfalls erinnert mich die goldene Krone des Jacobikirchturmes heute noch an meine Jugend und die aufregende Seeräuberzeit.
Das gotische Kirchenschiff stand übrigens schon, als ich mit Störtebeker das erste Mal in den Hamburger Hafen einlief. Weil es damals die Hafencity noch nicht gab, sah man die Kirche sofort! Ich hab den schönen neuen Bau von allen Seiten bewundert, als ich mich beim Landgang im Hafen herumtrieb. Schiffsbauer, Seeleute, Kaufleute und die Bierbrauer vom nahegelegenen Hopfenmarkt haben zusammengeholfen, damit diese herrliche Kirche am Elbufer errichtet werden konnte.
Der Turm ist heute 116,70 m hoch. Sein Kernstück stammt aus dem 13. Jahrhundert. Es ist der dicke untere Teil. Angeblich das älteste „aufrecht stehende Gebäude“ Hamburgs.
Das hat jedenfalls Kati Kirchenmaus behauptet. Sie hat mir auch erzählt, dass es gleich nach der Wiedereröffnung im Advent 2012 ein besonderes Ereignis gab:
Die Hamburger Grundschulkinder haben den Katharinen-Turm auf eine besondere Weise geehrt! Sie haben im Rahmen des Projekts „Büchertürme“ vom 11.11.11 bis zum 12.12.12 mehr als 31 000 Bücher gelesen. Die letzte Etappe war ein Bücherturm so hoch wie der Katharinenkirchturm!
Das wurde mit einem Lesefest in der Kirche gefeiert, das die Schüler der benachbarten Katharinenschule musikalisch umrahmten. Ihre fröhlichen Stimmen und den Klang der neuen Orgel hörte ich bis zum Grasbrook.
Da ich ein Nachtgespenst bin, konnte ich leider nicht dabei sein. Aber Kati Kirchenmaus hat mir alles haarklein berichtet. Und auf Kati ist Verlass. Besucht sie doch einfach mal. Vielleicht klettert sie mit euch auf den Turm?

Hamburg – St. Michaelis

Die Hamburger nennen mich liebevoll ihren „Michel“. Ich bin stolz darauf, dass mein Turm am 11.11.11 der erste „Bücherturm“ sein durfte! Nur 7 Monate haben die Hamburger Kinder gebraucht, um über 13 200 Bücher zu lesen. Das müssen spannende Geschichten gewesen sein. Aber die Geschichten, die ich erlebt habe sind auch nicht ohne. Davon will ich gern ein bisschen erzählen.
Von meiner Turmplattform aus habe ich einen herrlichen Blick auf die Elbe.
Früher sah ich Großsegler, Kutter, Schlepper und Fährschiffe vorbeifahren.
Ab und zu auch Schmuggler oder Piraten. Heute kommen große Containerschiffe, Kreuzfahrtschiffe wie die „Queen Mary“ oder eine der bunt bemalten „Aidas“ vorbei.
Besonders mag ich die großen Schiffsparaden bei den Cruise Days oder dem Hafengeburtstag. Alle Schiffe, die Elbe heraufkommen, sehen mich schon von Weitem und von den Touristen an der Reling werde ich fotografiert wie ein Filmstar.
Jetzt macht mir die Elbphilharmonie ein bisschen Star-Konkurrenz. Aber ich betrachte sie als meine kleine, klingende Schwester. Bei ihr ertönt die Konzert-Musik nur drinnen. Bei mir dagegen hört man die Musik nicht nur drinnen im Kirchenschiff (bei den Gottesdiensten und Konzerten), sondern meine Glocken und den Turmbläser hört man auch draußen ringsum im Quartier. Tja, man muss heutzutage schon ein wenig auf sich aufmerksam machen als alter Kirchturm!
Heute stehe ich mitten in der Stadt. Aber als ich gebaut wurde (1647-1669) gehörte mein Standplatz zur „Neustadt“, die allmählich innerhalb der großen neuen Wallanlagen entstand. Ihre Mauern und Gräben haben Hamburg eine zeitlang erfolgreich vor Feinden beschützt.
Meine Geschwister, die vier anderen Hamburger Hauptkirchen (Petri, Nikolai, Katharinen und Jacobi), gab es schon längst. Ich war das jüngste Turmkind, wurde aber schnell zum Wahrzeichen der Stadt. Mein Turm ist ja heute auch 14 cm höher als der Turm der Petrikirche. Und das ist nicht vermessen! Außerdem stehe ich auf einem Hügel, damit ich nicht nur für Besucher auf der Elbe gut sichtbar bin.
Ich hab in meinen fast 350 Jahren allerhand mitgemacht, das kann ich euch sagen. Und es ist ein Wunder, dass ich überlebt habe, bzw. wiederbelebt worden bin.
Am 10. März 1750, als ich knapp 80 Jahre alt war, wurde morgens um 11h mein Turm vom Blitz getroffen. Da das Feuer erst um 12.45 h bemerkt wurde, konnte der Brand nicht mehr gelöscht werden. Ich brach erschüttert zusammen und fiel auf das Kirchendach.
Ein Jahr später wurde der Grundstein für den „neuen Michel“ gelegt, aber erst sechsunddreiig Jahre später (1786) stand ich wieder in voller Größe da. Ich war aus stabilem Holz und meine Turmhaube wurde mit Kupfer verkleidet. Das sah sehr schön aus! Besonders, als der Kupferturm dann die grüne Patina ansetzte, die für Hamburg so typisch ist.
Und dann wurde ich im 19. Jahrhundert sogar zum Star eines wissenschaftlichen Experiments: Der Physikprofessor Johann Friedrich Benzenberg nutzte nämlich im Jahr 1802 meine stattliche Höhe für Fallexperimente, um die Erdrotation nachzuweisen.
Er ließ im Innenraum meiner Kirche aus 76,30 m Höhe Bleikügelchen herunterfallen. Und weil die während des freien Falls ihre Bahngeschwindigkeit beibehielten, trafen sie nicht genau im Lotpunk unten auf dem Boden auf, sondern um 8,7 mm nach Osten verschoben. Das bewies, wie schnell sich die Erde dreht. Spannend, oder?
Vierzig Jahre später kam es zur schlimmsten Brandkatastrophe der Stadt. Am 5. Mai 1842 brach nachts um 1 Uhr in der Deichstraße am Nikolaifleet ein Feuer aus, das sich schnell in der Altstadt verbreitete. Ich habe gezittert, das könnt ihr euch vorstellen! Ich weiß schließlich aus eigener Erfahrung wie schrecklich eine Feuerkatastrophe ist. Der ganze Himmel war glühend rot und die Menschen liefen aufgeregt durcheinander. Alle versuchten zu löschen und Leben zu retten. Die halbe Innenstadt wurde durch den Feuersturm vernichtet. Auch meine ältere Schwester, die Nikolaikirche, wurde durch den Brand zerstört. Doch zum Glück blieb ich diesmal verschont.
Aber das Feuer blieb weiterhin eine große Gefahr für mich. Am 7. Juli 1906, fing bei Lötarbeiten das Holz im Dachstuhl Feuer und mein Kirchenschiff brannte wieder bis auf die Grundmauern nieder. Zum dritten Mal in Schutt und Asche! Ich war verzweifelt, das könnt ihr euch vorstellen. Aber ein Hamburger Michel gibt nicht so leicht auf. Und die Hamburger auch nicht. So verdanke ich es der Treue und Einsatzbereitschaft der Hamburger Bürger, dass ich mit viel Mühe, Arbeit und Spendengeldern schließlich wieder aufgebaut wurde.
Am 19. Oktober 1912 wurde ich wieder eingeweiht. Zwei Jahre später begann der erste Weltkrieg (1914-1918). Den hab ich zum Glück einigermaßen überstanden. Allerdings hab ich meine Stimme verloren, denn meine Glocken und meine Orgelpfeifen wurden mir geraubt, um für Rüstungszwecke eingeschmolzen zu werden! Nach dem Krieg hat man eine der Glocken auf einem Glockenfriedhof in der Eifel wiederentdeckt.
Im zweiten Weltkrieg (1940-1945) musste ich voller Trauer mit ansehen, wie meine ganze Umgebung durch Bomben zerstört wurde. Ihr könnt auf alten Fotos sehen, wie trostlos das aussah.
Ich hoffte, dass ich diesmal verschont bleiben würde. Aber kurz vor Kriegsende, wurde doch noch das Hauptschiff von einer Bombe getroffen. Es dauerte sieben Jahre, bis die Schäden beseitigt waren. Ich hoffe, dass es nie wieder Krieg gibt!!!
Seit der Zeit gibt es immer wieder Schäden zu reparieren.
Erst 2008-2009 wurde das Kupferdach erneuert und der Innenraum renoviert.
Und zwei neue Glocken hab ich Ende 2015 auch bekommen. Jetzt hört man mich wieder mit voller Stimme, wenn ich verkünde, was es geschlagen hat.
Und dann gibt es ja noch den Turmbläser, der seit 300 Jahren morgens um 10 Uhr und abends um 9 Uhr einen Choral auf seiner Trompete bläst. Das war früher das Signal zum Öffnen und Schließen der Stadttore. Heute weckt er morgens Langschläfer und verkündet abends Kindern, wann sie spätestens im Bett liegen sollten.
Es ist ein Wunder, dass ich mich nach den vielen Schicksalsschlägen immer wieder wieder erholen konnte. Ich bin ein „Stehaufturm“ geworden, auf den Hamburg mit Recht stolz sein kann, wie ich finde. Und so blicke ich auch zuversichtlich in die Zukunft.
Ich freue mich über alle Gäste, die mich besuchen. Bei den Weihnachtskonzerten und -Lesungen sind die 2500 Sitzplätze meist ausverkauft. Aber zu den Gottesdiensten könnten mehr Hamburger kommen! Es gibt Leute in der Stadt, die mich noch gar nicht aus der Nähe kennen. Dabei lohnt sich der Besuch wirklich für euch alle: Von meiner Turmplattform (in 83 m Höhe) aus habt ihr einen wunderbaren Ausblick auf Stadt und Elbe. Sportler steigen zu Fuß hinauf. Aber es gibt auch einen Aufzug!
Nach dem Abschluss-Lesefest der Büchertürme im Michel sind einige mutige Klassen zu Fuß hinaufgeklettert und haben die Treppen gezählt. Es sind 453 Stufen. Ob es stimmt?
Ihr könnt gern nachzählen…
(Ursel Scheffler)
An Weihnachten 2015 konnte man die neue Michel-Glocke im Kirchenschiff ganz aus der Nähe bewundern.

Foto: Ursel Scheffler

Die erste Bücherturmgeschichte

Die erste Bücherturmgeschichte ist zugleich eine Bücherwurmgeschichte. Die Klasse 1f der Fridtjof-Nansen-Schule hat sie sich ausgedacht. Wir finden das so Klasse, dass wir sie (nachträglich) unbedingt veröffentlichen wollen! (Damals gab es die Rubrik „Turmgeschichten“ noch nicht). Nicht nur der Schulgarten, sondern auch die Schule selbst scheint ein gutes Biotop für Bücherwürmer zu sein, denn die Schule hat sich gleich nach dem Start der Büchertürme in den Ferien 2012 zweimal auf den Turm der Luruper Friedenskirche gelesen.
IMG_Lurup2 Kopie
Hier ist der Brief der Lehrerin Maren Schamp-Wiebe der erklärt, wie die Geschichte entstanden ist:
Liebe Frau Scheffler, 
wir, die Klasse 1f der Fridtjof.-Nansen-Schule in Lurup,  haben es tatsächlich noch geschafft, eine Bücherturmgeschichte zu schreiben. Nach einem Monat Flaute, wo die Luft raus war und die Kinder nur wenige Leselisten abgaben, ist die Klasse wieder motiviert und voller Lese- und Schreiblust.
Der Fühling hat in uns neue Energien geweckt. Und unser Klassengarten erfreut die Kinder jeden Tag aufs Neue. Ich schreibe von unserem Blumenbeet, weil es Grundlage unserer Geschichte ist.
Im Herbst brachte jedes Kind eine Packung Blumenzwiebeln mit. Nachdem wir mühsam ein verwildertes Beet von Unkraut befreit hatten, verbuddelten wir alle Zwiebeln wild durcheinander. Und nun erfreuen wir uns schon seit Wochen an der Blütenpracht. Gerade sind wir dabei, den Kartoffelacker vorzubereiten….
Am Dienstag war bei uns in der Schule ein Leseprojekttag, wo Lehrerinnen, Erzieherinnen, Eltern, Omas und Lesehelfer von der Bürgerstiftung ihre Lieblingskinderbücher in gemütlicher Athmosphäre vorlasen. Für das Pressefoto bat ich ein paar Kinder einen symbolischen Bücherturm zu bauen. Sie taten dies mit Begeisterung und wählten als Kulisse – natürlich unseren Klassengarten! Die Bücherwürmer, die an diesem Tag an alle verteilt wurden, steckten die Kinder zwischen all die Bücher in den Turm. Sie müssen allerdings gute Augen haben, um diese auf dem Foto zu erkennen!  Und da wir einen Tag vorher noch Regenwürmer beim Umgraben gefunden hatten, entstand spontan eine Schreibidee: Die Regenwürmer werden zu Bücherwürmern, weil sie denken, dass der Bücherturm eine Pflanze ist.
Eine kleine Gruppe meldete sich zum Schreiben und setzte sich eine Stunde lang hin. Sie schrieben und schrieben und hatten tolle Ideen. Es ist aber noch schwer für sie, längere Texte zu schreiben, haben sie doch erst vor wenigen Monaten mit dem Schreiben begonnen. Ich habe aus den einzelnen Texten eine Collage erstellt, so dass es eine Gemeinschaftsgeschichte geworden ist. Rechtschreibfehler habe ich verbessert, nicht aber die Wortwahl.
Ich hoffe, Ihnen gefällt die kleine Geschichte vom Regenwurm, der nach dem Lesen groß und schlau geworden ist!  Herzliche Grüße,
Maren Schamp-Wiebe
IMG_Lurup 5606 Kopie

Das Autorenteam der 1f  im Schulgarten
Hier haust der Regenwurm, der auf magische Weise ein Bücherwurm wird.

Der Bücherwurm
Eines Tages geriet ein Regenwurm in das Blumenbeet der Klasse 1f.                      (Celina)
„Hey“, sagte der Wurm zu den anderen Regenwürmern: „Guck das mal an! Da ist eine Bücherpflanze!“                      (Anton)
Die Regenwürmer sahen dann einen riesigen Bücherturm und sie dachten: „Da können wir uns doch mal durchfressen!“                      (Emma)
Der Bücherturm war so groß wie Iwan. Sogar noch größer als Iwan!                      (Lewin)
Der Regenwurm kroch immer weiter. Und immer weiter bis zum ersten Buch. Und plötzlich wurde er ein Bücherwurm!                      (Celina)
Der kleine Wurm fraß sich durch die Bücher und erlebte genau das, was gerade in den Büchern vorkam.                      (Lewin)
Plötzlich wurde er zum Piraten. Und zum Elefanten. Da trompetete er durch die Bücher.                      (Emma)
Der Wurm hat eine Rittergeschichte gelesen und Dinogeschichten und die 100 goldenen Bücher.
Ganz viele Geschichten hat er gelesen.                      (Lewin)
Plötzlich haben die Regenwürmer gelesen! „Hey“, sagte der Chef: „Wir sind Bücherwürmer!“                      (Anton)
Der Bücherwurm wurde eine Prinzessin und er wurde mal Wickie und er war auch Rotkäppchen.                      (Maya)
Der Bücherwurm kämpfte mit Piraten. „Auuaa !“, schrie er. „ZZZZZZZ! Das war knapp – aber ich kann schwimmen!“ Er fraß weiter. Da war er plötzlich auf dem Mars und fiel in ein schwarzes Loch. „Auuaauu ! Cool ! Cool! Ich bin in ein Loch gefallen! Das Buch ist ein Planet.“                      (Anton)
Aber die Geschichten waren nicht immer schön. Die Bücherwürmer erlebten auch etwas ganz Schlimmes. Manchmal kam einer verwundet aus dem Buch heraus. Aber das heilte dann wieder.                      (Lewin)
Der Bücherwurm fraß immer weiter. Und dann wurde er größer und schlauer. Und dann war er der größte der Erde.                      (Ciwan)

Herbst 2015: Zieht euch warm an!

Wuff! Es ist kalt geworden! Ich hab mir schnell mein Winterfell wachsen lassen und wenn ich zur Bücherei rüberlaufe, binde ich einen Schal um. (Pullover für Hunde lehne ich prinzipiell ab!)

Weiterlesen

Sommer 2015: Der Lesevirus geht um

Wuff! Wer hätte das gedacht, dass es so viele begeisterte Lesesportler und Büchertürmebauer in Hamburg und dem Rest der Welt gibt?
Ich bin begeistert! Der Büchertürme-Lesevirus breitet sich nicht nur über das ganze Land aus, er ist sogar schon in Österreich und Luxemburg angekommen!

Weiterlesen

Turmgeschichte Berlin Rathaus Schöneberg

Hallo Kinder,

ich heiße Willy und bin ein Uhu. Vor ganz vielen Jahren ist mein Ur-ur-großvater in den Turm vom Rathaus Schöneberg geflogen und hat dort ein Nest gebaut. Seitdem wohnt meine Familie hier. Unser Turm ist 70 Meter hoch und wenn das Wetter schön ist, kann ich auf meinem Lieblingsplatz am Fenster sitzen und bis zum Fernsehturm gucken.
Gemütlich ist es hier oben, aber unten im Rathaus ist immer was los. Schließlich arbeiten die Bürgermeisterin von Tempelhof-Schöneberg und viele andere Menschen hier. Auch auf dem Platz vor dem Rathaus kann ich viele Leute beobachten, besonders wenn an den Wochenenden der Flohmarkt aufgebaut wird.
[Best_Wordpress_Gallery id=“6″ gal_title=“Turmgeschichte Berlin Rathaus Schöneberg“]
Aber das ist noch gar nichts, wenn ich an die Geschichten denke, die mir meine Oma erzählt hat, als ich noch ein kleiner Uhu war.
Einmal, als meine Oma noch ganz klein war, ist das Rathaus sogar fast zerstört worden. Das war während des 2. Weltkriegs und meine Oma hatte große Angst als die Bomben fielen. Als der Krieg zu Ende war, wurden das Rathaus und unser Turm wieder aufgebaut. Aber das war nicht alles. Die Menschen in den USA sammelten sehr viel Geld, um uns die Freiheitsglocke zu schenken. Seit 1950 hängt sie nun im Rathausturm und läutet jeden Tag um 12 Uhr.
Damals war das Rathaus sogar noch wichtiger als heute. Früher arbeitete hier die Regierung von West-Berlin und viele wichtige Menschen gingen hier jeden Tag ein und aus. Einer davon hatte sogar den gleichen Namen wie ich – das war Willy Brandt, der früher Regierender Bürgermeister von West-Berlin war.
Besonders aufregend war es, als 1961 der Präsident der USA, John F. Kennedy, vor dem Rathaus eine wichtige Rede hielt. Mein Papa war damals ein kleines Küken und konnte noch nicht richtig fliegen. Also ist er ganz nah an die Turmkante gekrochen, so nah dass er beinahe runter gefallen wäre, als Präsident Kennedy sagte: „Ich bin ein Berliner“.
Als das Rathaus im Jahr 2014 seinen 100. Geburtstag feierte, hatten die Bibliothekarinnen der Mittelpunktbibliothek Schöneberg eine verrückte Idee: Die Grundschüler des Bezirks sollten so viele Bücher lesen, dass ein Bücherstapel entsteht, der so hoch ist, wie mein Rathausturm. Ich habe mir die Ohren gerieben, als ich zum ersten Mal davon gehört habe und dachte, dass dauert sicher viele Jahre. Aber die Kinder haben mich überrascht! Nur 4 ½ Monate haben sie gebraucht, um einen Bücherturm zu bauen, der sogar noch höher ist als das Rathaus.
Ein paar der fleißigen Leser konnte ich sogar selbst kennenlernen, als sie am 13. und 15. April 2015 meinen Turm besucht haben. Es sind ja schon viele Menschen die Stufen zum Turm hinaufgeklettert, um sich die Freiheitsglocke anzuschauen und die tolle Aussicht zu genießen. An diesem Tag war ich aber richtig aufgeregt, denn das Rathaus wird umgebaut und in den nächsten Jahren kann mich niemand mehr besuchen. So dass diese Tage für mich etwas ganz Besonderes waren.
Ich hoffe, dass die Bauarbeiter fleißig arbeiten werden und dass auch noch meine Enkel in 100 Jahren viele Besucher in unserem Turm empfangen können.

Der Freiheitsturm auf Föhr

Mit Glockengeläut heißt die Stadt Wyk auf Föhr neue Föhrer Erdenbürger willkommen!

Der Glockenturm in der Großen Straße im Zentrum der Stadt Wyk auf Föhr ist ein Turm im Eigentum der Stadt und im Dienst für die Kirche und für die Stadt. Das hat seine Ursache darin, dass seinerzeit der junge Ort Wyk kein eigenes Kirchengebäude hatte und die Einwohner die große alte Kirche St. Nicolai im benachbarten Dorf Boldixum besuchten.

Da aber das Läuten der Glocke von St. Nicolai nicht bei jedem Wind und Wetter in Wyk zu hören war, beschlossen die Bewohner der langsam wachsenden Ansiedlung „bi de Wyk“ im Jahre 1701 den Bau eines einfachen Turmes aus Holz mit der ersten Bet- und Sturmglocke. Denn die Glocke galt nicht nur dem Ruf zum Gottesdienst, sondern auch zur Verabschiedung eines Verstorbenen und zur Warnung bei Sturmflut- und Feuergefahr – laut Inschrift soll sie erschallen ZU GOTTES EHREN UND DER STADT WYK NUTZEN!

Der im Jahre 1886 errichtete steinerne Turm erfüllt diesen Zweck bis heute. Seit einigen Jahren ruft die Glocke die Wyker sonntags bereits um 9.30 Uhr zum Kirchgang auf – rechtzeitig, um den Beginn des Gottesdienstes in der St.-Nicolai-Kirche in Boldixum um 10.00 Uhr nicht zu verpassen.

Ab sofort soll die Glocke darüber hinaus zu besonders freudigen Ereignissen läuten: Sie wird zukünftig alle auf Föhr Neugeborenen begrüßen – und zwar jeweils durch ein 1 Minute langes Läuten vormittags gegen 10.15 Uhr. Erschrecken Sie bitte nicht: Zu diesem Zeitpunkt wird kein Verstorbener verabschiedet, sondern im Gegenteil ein neues Leben willkommen geheißen. Freuen Sie sich mit!

(Heinz Lorenzen, 16.08.2012)

Die Fahrer Schulen lasen sich auf ihren Freiheitsturm!

Turmgeschichte Offenburg

Aus der Vogelperspektive überragt die Dreifaltigkeitskirche gemeinsam mit dem Burda-Hochhaus die Silhouette der Stadt Offenburg. Der Turm von Hl. Kreuz ist zwar höher, aber der helle Putz der doppeltürmigen Fassade lässt sie markant hervortreten. Sie wurde 1906 bis 1908 im Stil einer romanischen Basilika gebaut. Das Gebäude mit seinen beiden wuchtigen, zweiundfünfzig Meter hohen Türmen ist von allen Seiten gut sichtbar und bestimmt das Straßenbild der Offenburger Oststadt. Der Grundstein, der am Himmelfahrtstag, dem 24. Mai des Jahres 1906 in die Nordost-Ecke des Südturms gelegt wurde, enthält eine Urkunde mit einem Exemplar der zuletzt erschienenen „Offenburger Zeitung“, eine versiegelte Flasche Wein aus dem Keller der Spitalverwaltung und einige, in einer kupfernen Büchse eingelassene und verlötete Münzen. Die Urkunde hatte folgenden Wortlaut: “ Im Namen und zur Ehre der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, welcher dieses Gotteshaus geweiht werden soll, unter Anrufung der Verdienste unseres göttlichen Erlösers Jesus Christus und der Fürbitte der allerreinsten Jungfrau und Gottesmutter Maria und aller Heiligen wurde durch seine Exzellenz, den hochwürdigsten Herr Erzbischof Dr. Thomas Nörber von Freiburg im Jahre des Heils 1906, im dritten Jahre der glorreichen Regierung unseres Hl. Vaters Papst Pius der X. und im 36. Jahre seit der Wiedererrichtung des einigen Deutschen Reiches, als Wilhelm II., König von Preußen und Deutscher Kaiser war und unser Landesfürst Großherzog Friedrich von Baden das Fest seiner goldenen Hochzeit unter herzlichster Anteilnahme des Landes begeht, am Feste Christi Himmelfahrt, der Grund- und Eckstein zu dieser Kirche gelegt mit der demütigen Bitte, dass der Bau unter dem Beistande aller Heiligen wachse und vollendet werde zum Lobe und zur Verherrlichung des Allmächtigen, zum Nutzen der heiligen römischen katholischen Kirche und zur Wohlfahrt aller Seelen, die dereinst ihre fromme Erhebung suchen und heilige Gebete verrichten.“

Quelle: Homepage Hl.Dreifaltigkeit Offenburg